REFHYNE

Betrieb einer großindustriellen PEM-Wasserstoff-Elektrolyseanlage

Auf dem Gelände der Shell Rheinland Raffinerie in Wesseling steht die zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme größte, europäische PEM-Wasserstoff-Elektrolyseanlage. Seit Juli 2021 deckt sie einen Teil des Wasserstoffbedarfs über grünen Wasserstoff auf Basis von Strom aus Erneuerbaren Energien.

Mit dem REFHYNE Projekt reduziert das europäische Konsortium von Shell, ITM Power, SINTEF, thinkstep und Element Energy nicht nur die CO₂-Emissionen des Standortes, sondern leistet auch darüber hinaus einen Beitrag zur Energiewende in der Raffineriebranche. Rund 180.000 Tonnen Wasserstoff jährlich benötigt Deutschlands größte Raffinerie, die Shell Rheinland Raffinerie am Standort Wesseling, für die Kraftstoffproduktion. Etwa 70 bis 80 Prozent des Gesamtbedarfs entstehen dabei als Nebenprodukt im Rahmen der Raffinerieprozesse. Die restlichen 20 bis 30 Prozent produzierte das Unternehmen vor Bau der REFHYNE-Anlage aus Erdgas durch Dampfreformierung. Inzwischen übernimmt die Anlage einen kleinen Teil der Produktion und reduziert dadurch die CO₂-Emissionen am Standort bei Nutzung von Erneuerbaren Energien.

Erste großindustrielle PEM-Anwendung

Zur Realisierung des Projekts hat sich Shell mit den Unternehmen ITM Power, SINTEF, thinkstep und Element Energy zusammengeschlossen. Gefördert wird das Projekt durch die europäische Fuel Cell and Hydrogen Joint Undertaking (FCHJU). Das Kernstück der Anlage ist ein „PEM“-Elektrolyseur von ITM Power. „Polymer Elektrolyte Membrane“- oder auch „Proton Exchange Membrane“-Elektrolyseure verfügen über eine sehr gute Leistung und sind fast verzögerungsfrei regelbar. Damit eignen sie sich besonders gut für den Einsatz mit fluktuierendem Strom zur Stabilisierung der Netze (Netzausgleich). Das Projekt ist die erste großindustrielle Anwendung der PEM-Technologie in einer Raffinerie.

„REFHYNE ist ein Leuchtturm-Projekt für Europa und für die deutsche Energiewende, da erstmalig die weltweit größte 10 MW PEM Wasser-Elektrolyse in einer Raffinerie als Plattform für eine Sektorenkopplung voll integriert und betrieben wird“

Dr. Frithjof Kublik, Projekt- Verantwortlicher für Shell im europäischen REFHYNE Konsortium

Nutzung der REFHYNE Erfahrungen für einen möglichen Ausbau auf 100 MW

Mit einer Kapazität von zehn Megawatt ist die Anlage in der Lage, jährlich rund 1.300 Tonnen grünen Wasserstoff zu produzieren. Dies entspricht zunächst zirka einem Prozent des benötigten Wasserstoffs. Der modulare Aufbau des Elektrolysesystems ermöglicht jedoch den stufenweisen Ausbau des Elektrolyseurs, sodass in Zukunft bis zu zehn Prozent des Standortbedarfs durch grünen Wasserstoff gedeckt werden könnten. Im Zuge dessen hat ITM Power aufbauend auf den Erfahrungen mit der 10-MW-Anlage im Rahmen des REFHYNE Projektes ein Design für eine 100-MW-Anlage entwickelt. Diese Kapazitätserweiterung könnte in einem möglichen Folgeprojekt REFHYNE II erfolgen. Mit einer Produktion von bis zu 15.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr wäre die REFHYNE II-Anlage dann weltweit die größte ihrer Art. Der erzeugte hochreine Wasserstoff soll vor allem für die Verarbeitung von Produkten der Raffinerie genutzt werden. Darüber hinaus ist auch eine Nutzung im Transportsektor denkbar. So planen die Projektierer etwa, den Wasserstoff zur Betankung von Brennstoffzell-Fahrzeugen an der Shell Tankstelle in Wesseling anzubieten.

Nachhaltige CO₂-Reduzierung

Mit dem Aufbau der PEM-Elektrolyseanlage ermöglicht Shell die Integration Erneuerbarer Energien in den Raffinerieprozess. So werden nicht nur direkt CO₂-Emissionen eingespart, sondern auch die Marktsituation für Strom aus Erneuerbaren Energien in der energieintensiven Industrie verbessert. Energieunternehmen wie Shell zählen zu den größten industriellen Wasserstoffnutzern. Die Herstellung von Wasserstoff mittels Dampfreformierung, das zurzeit bedeutendste großindustrielle Verfahren, erzeugt dabei große Mengen CO₂. Pro Tonne Wasserstoff werden rund zehn Tonnen CO₂ emittiert. Das Einsparungspotenzial durch die sukzessive Umstellung der Produktion auf Elektrolyse mit Strom aus Erneuerbaren Energien ist dementsprechend groß.